Zum Inhalt springen
Direkt zum Inhalt wechseln

OUT OF OFFICE Wenn Roboter und KI für uns arbeiten

06.11.2018 – 18.05.2019

Was macht der Mensch, wenn Roboter und KI für uns arbeiten? Lassen wir die Arbeitswelt, wie wir sie kennen, für immer hinter uns – oder finden wir neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine? Arbeiten wir befreit und selbst bestimmt – wie und von wo wir wollen? Die Ausstellung wird in 11 Stationen zeigen, welche fundamentalen Umbrüche durch KI und Roboter in der Arbeitswelt bereits stattfinden, welche uns unter Umständen noch bevorstehen und konfrontiert den Besucher mit der Frage, wie wir als Menschen und als Gesellschaft damit umgehen wollen – welche Chancen wir ergreifen können und mit welchen Risiken wir uns befassen müssen.

Ziel der Ausstellung ist es, die Dimension der Veränderung zu erkunden und eine Orientierung in der Diskussion zu geben. Welche Folgen hat es, dass Maschinen schon heute Daten im großen Maße verwalten und dem Menschen zunehmend das Denken abnehmen? Schon jetzt leben wir mit KIs zusammen – sie stecken in Smartphones und verstehen unsere Sprache, sie beobachten uns im Internet, montieren unsere Autos, bewerten im Auftrag von Versicherungen unsere Gesundheit, spekulieren mit unserem Geld.

Fest steht: Durch Digitalisierung, Roboter und KI stehen wir vor einer neuen Stufe des Wandels. Sie hat das Potenzial, die Infrastruktur der Arbeitswelt fundamental zu verändern – sowohl zum Positiven als auch Negativen. Übernehmen KI und Roboter womöglich praktisch jedwede Arbeiten, die heute Menschen tun? Was wäre dann das genuin Menschliche? Und bleibt uns eine solche Domäne in der Arbeitswelt erhalten

Ein Ausstellungsprojekt des Museums der Arbeit und des Bucerius Lab der ZEIT-Stiftung

DIE WAHL

Menschen machen Maschinen.

Mehr Menschen machen mehr Maschinen.

Weniger Menschen machen mehr Maschinen.

Weniger Menschen machen mehr Maschinen, um mehr Mensch zu sein.

Mehr und mehr Menschen machen Maschinen, um weniger und weniger Mensch zu sein.

Mehr und mehr Menschen machen Maschinen, um mehr und mehr Maschine und weniger Mensch zu sein.

Weniger Menschen machen Maschinen, um mehr Mensch und weniger Maschine zu sein.

Aus: Hans Manz, Worte kann man drehen. Weinheim/Basel, 1974

Themen der Ausstellung

Titelmotiv Der Spiegel, Ausgabe 36/2016

Offentlicher Diskurs

Die öffentliche Debatte um Künstliche Intelligenz wird hitzig geführt. Viele Medien zeigen ein dystopisches Bild einer Welt, in der Maschinen bereits intelligenter sind
als Menschen. Sie würden nicht nur unsere Arbeitsplätze, sondern auch unsere Gesellschaft zerstören. Die mediale Geräuschkulisse suggeriert: Die guten Zeiten sind bald vorbei.

Zu den größten Unsicherheitsfaktoren gehört die Unwissenheit: Wir fürchten uns vor allem, was wir nicht verstehen. Verkauft sich das Spiel mit der ängstlichen
Emotion auch besser, so gilt gleichzeitig das Sprichwort „Angst ist ein schlechter Ratgeber”.

Ein Blick in Richtung Wissenschaft zeigt oft eine rationalere Perspektive: Hier entsteht eher der Eindruck, dass wir es zwar mit einer faszinierenden Entwicklung zu tun haben, die von Mustererkennung geprägt ist. Der Blick sollte möglichst darauf gerichtet werden, die Dinge sachlich zu beleuchten, um sich nicht unwissend einer Hysterie oder einem Hype anzuschließen.

Care-O-Bot 4 “Paul” Kundenroboter von Medienmarkt “Saturn” in der Filiale in der Mönkebergstrasse in Hamburg, Deutschland. Ursprünglich entwickelt für die Arbeit in der Pflege / Altenpflege.

Intelligenz

An der Frage, was Intelligenz ist, scheiden sich die Geister. Zur menschlichen Intelligenz gehören viele Dimensionen, z. B. die mathematische, emotionale, sprachliche, kreative, soziale und sensomotorische Intelligenz. John McCarthy,
Erfinder des Begriffes „Künstliche Intelligenz”, schrieb 1955, Ziel der Kl sei es, Maschinen zu konstruieren, die sich auf eine Art und Weise verhalten, die man bei Menschen als intelligent bezeichnen würde. Der Informatik-Pionier Alan Turing (1912-1954) setzte die Frage, ob eine Maschine intelligent sei oder nicht, gleich mit der Frage, ob eine Maschine erfolgreich vorspiegeln kann, so etwas wie menschliche Intelligenz zu besitzen.

Heute schlagen Programme die besten menschlichen Schach-, Go- oder Pokerspieler. Aber die Software weiß nicht, was ein „Spiel” überhaupt ist. Wäre es nicht intelligenter, wenn eine KI beschließen würde, keine Lust zum Schachspielen zu haben oder selbstständig ein paar Regeländerungen vorschlägt? Gerade aber solche Impulse bereiten Programmen heute noch große Schwierigkeiten.

Yvonne Hofstetter ist Juristin, Digitalisierungsexpertin und Buchautorin. Ihre These: Das menschliche Bewusstsein ist nicht automatisierbar.

Interviews

Was sagen Experten aus verschiedenen Wissensdisziplinen zum Begriff Arbeit und zu den Chancen und Risiken der gegenwärtigen Entwicklung der Künstlichen Intelligenz und Robotik? Lernen Sie die ganz unterschiedlichen Antworten von einem Schriftsteller, einem Informatiker, einer Gewerkschafterin, einem Museumsdirektor, einem Journalist und einer Juristin kennen, die sich nicht scheuen, den Blick in die Zukunft zu wagen.

Die Interviews wurde im April 2018 im Rahmen des Symposiums „Schafft der Mensch den Menschen ab?” des Bucerius Lab aufgenommen.

Blick in die Ausstellung, Foto Daniel Nide

Prognosen

Gegenwärtig vergeht kaum eine Woche ohne Prognosen darüber, wie Automatisierung, Kl und Robotik unser Leben verändern. Viele dieser Szenarien zeigen eine Arbeitswelt, die für die Menschen schlecht ausfällt: Kls und Roboter
übernehmen immer mehr Jobs, es verschwinden Arbeitsplätze, der Wohlstand sinkt und die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert sich.

Wissenschaftliche Studien scheinen solche Befürchtungen zu bestätigen. 2013 stellten Ökonomen Carl Frey und Informatiker Michael Osborne in der Studie „The Future of Employment” fest: 47 Prozent der Berufe in den USA könnten in den nächsten Jahren stark von der Automatisierung betroffen sein. In den Medien verbreitete sich dieses Ergebnis rasant. Heute steht fest: Die Osborne/Frey-Studie ist mit Vorsicht zu lesen. Was bedeutet dieses Studienergebnis und zu welchen Ergebnissen kommen Folgeuntersuchungen?

Ex Machina, 2015, Regie Alex Garland (Screenshot)

Science-Fiction Kino

Science-Fiction ist ein Tummelplatz menschlicher Vorstellungen von Zukunft. So spielen auch Kls und Roboter in vielen Science-Fiction-Filmen eine bedeutende Rolle. Oft werden die in den Filmen gezeigten künstlichen Lebensformen als Charaktere mit einem eigenen Bewusstsein dargestellt, die selbstständig denken und handeln können. Aber auch in diesen Geschichten ist eine menschenähnliche Kl nicht immer selbstverständlich. Oft stehen die Protagonisten vor existenziellen Fragen, die die Kl-Forschung auch in der realen Welt beschäftigt. In der Science-Fiction kommen überwiegend zwei Varianten von Kls vor: humanoide Roboter, also Maschinen, die der Form des menschlichen Körpers nachempfunden wurden und
körperlose Intelligenzen, also Maschinen oder Computer, welche selbst „denken”, eventuell Sensoren zur Außenwelt haben, sich aber nicht bewegen können. Jedem Science-Fiction-Fan kommt hierbei wohl sofort HAL 9000, aus dem Kubrick-Klassiker „2001: Odyssee im Weltraum”, in den Sinn.


OUT OF OFFICE – Das Magazin zur Ausstellung 

Rita Müller/Mario Bäumer (Hrsg.), ca. 200 Seiten, ca. 80 Abbildungen, 19,90 €ISBN: 978-3-947178-05-6

Erhältlich im Museumsladen.

Die Beiträge in diesem „Magazin zur Ausstellung“ bieten vielseitige Annäherungen an den durch Digitalisierung und KI ausgelösten Wandel unserer Arbeits- und Lebenswelt. Mit Beiträgen u. a. von: Carsten Brosda, Christoph Keese, Birger Priddat, Martina Heßler, Ulrich Eberl sowie Fotografien von Henrik Spohler

Besucherinnen und Besucher stimmen ab über Zukunftsideen

Mit dem Idee-O-Meter in der Ausstellung „Out of Office“ schlägt das Museum der Arbeit einen neuen Weg ein, gemeinsam mit Besuchern ein Ausstellungsmanifest für die zukünftige Arbeit zu entwickeln. 

Welcher Zukunftstyp sind Sie? Mit dem Zukunftstyp-Chat können Besucher herausfinden, ob sie eher pragmatisch, vorsichtig oder vielleicht sogar euphorisch in die Zukunft blicken.